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Schielen bei Kindern – was Eltern wissen und tun können

Schielen bei Kindern (Lachendes Mädchen mit verschränkten Augen schielt spielerisch in die Kamera – symbolisches Bild für kindliches Schielen.)

Die ersten Babyfotos sind gemacht, das Lächeln wird breiter – und dann fällt es dir plötzlich auf: Dein Kind schielt. Nur manchmal? Oder ständig? Viele Eltern erschrecken sich in diesem Moment. Aber keine Sorge: Schielen ist keine Seltenheit bei Kindern – und gut behandelbar, wenn es früh erkannt wird.

In diesem Beitrag erfährst du, was hinter dem Schielen steckt, wie du die Anzeichen erkennst und was die nächsten sinnvollen Schritte sind.

Was ist Schielen überhaupt?

Beim Schielen – medizinisch „Strabismus“ genannt – schauen die Augen nicht in dieselbe Richtung. Statt sich auf denselben Punkt zu fokussieren, driftet eines der Augen ab. Das kann dauerhaft oder nur zeitweise passieren.

Man unterscheidet dabei:

  • Einwärtsschielen (Esotropie) – das Auge zeigt zur Nase.
  • Auswärtsschielen (Exotropie) – das Auge wandert zur Schläfe.
  • Höhenschielen – das betroffene Auge ist leicht nach oben oder unten verschoben.
  • Latentes Schielen – es fällt nur unter Stress oder bei Müdigkeit auf.

Schielen bei Babys – was ist normal?

In den ersten drei Lebensmonaten kann es durchaus sein, dass Babys mal „schielen“. Die Augenmuskeln sind noch nicht ausgereift, die Sehachsen müssen sich erst einspielen. Meist verschwindet dieses Phänomen von selbst.

🟠 Wichtig:
Wenn das Schielen nach dem 3. bis 6. Lebensmonat regelmäßig auftritt, sollte es unbedingt ärztlich abgeklärt werden.

Ursachen für Schielen bei Kindern

Die Gründe können sehr unterschiedlich sein. Hier einige häufige Ursachen:

  • Vererbung: Wenn Eltern oder Geschwister schielen (oder geschielt haben), ist das Risiko erhöht.
  • Fehlsichtigkeit: Besonders Weitsichtigkeit kann zu Schielen führen.
  • Muskuläre Probleme: Eine Fehlfunktion der Augenmuskulatur.
  • Verletzungen oder Krankheiten: In sehr seltenen Fällen kann Schielen auch ein Warnzeichen für neurologische Probleme sein.

Wie erkenne ich, ob mein Kind schielt?

Nicht immer ist es sofort offensichtlich. Achte auf diese Anzeichen:

  • Ein Auge wirkt häufiger „abgedriftet“
  • Dein Kind kneift ein Auge oft zu oder klagt über Doppelbilder
  • Es stolpert oft oder greift beim Spielen daneben
  • Der Kopf wird schief gehalten, um besser sehen zu können
  • Häufige Kopfschmerzen oder Unlust beim Lesen/Malen

🟢 Tipp:
Halte einmal mit dem Smartphone einen Moment mit Blitz fest – reflektiert das Licht in beiden Pupillen gleichmäßig? Wenn nicht, könnte ein Schielen vorliegen.

Wann sollte ich zum Arzt?

Spätestens wenn du bei deinem Kind regelmäßig ein Schielen beobachtest, solltest du einen Termin beim Kinderarzt oder direkt bei einer Augenärztin machen. Eine Überweisung zur Orthoptistin – das ist eine auf Augenbewegungen spezialisierte Fachkraft – ist oft der nächste Schritt.

Auch wenn das Kind sich (noch) nicht beschwert: Der Sehsinn entwickelt sich vor allem in den ersten Lebensjahren. Bleibt ein Schielen unbehandelt, kann das Gehirn das „abweichende“ Auge unterdrücken – ein sogenanntes funktionelles Schwachsichtigwerden (Amblyopie) droht.

🔍 Was ist Amblyopie?

Amblyopie – auch bekannt als „Schwachsichtigkeit“ oder „Lazy Eye“ – bedeutet, dass ein Auge dauerhaft schlechter sieht, obwohl es körperlich gesund ist. Ursache ist meist, dass das Gehirn die Informationen dieses Auges nicht richtig verarbeitet – z. B. weil das andere Auge beim Schielen dominiert.

👶 Besonders bei kleinen Kindern kann sich Amblyopie entwickeln, wenn ein Sehproblem nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Deshalb ist eine frühe Diagnose so wichtig!

Behandlung: Was hilft gegen Schielen?

Die gute Nachricht: In den meisten Fällen lässt sich Schielen gut behandeln – je früher, desto besser.

Foto: Juraj Kovac / shutterstock.com

Mögliche Therapien:

  • Brille – vor allem bei Fehlsichtigkeit
  • Okklusionstherapie (Abkleben) – das „stärkere“ Auge wird abgedeckt, um das andere zu fördern
  • Sehschule (Orthoptik) – gezielte Übungen unter Anleitung
  • Operation – nur in bestimmten Fällen notwendig

Je nach Ursache wird ein individueller Behandlungsplan erstellt – oft über mehrere Jahre hinweg. Das Gute: Viele Kinder können nach erfolgreicher Therapie ganz normal sehen.

Was zahlt die Krankenkasse?

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen in der Regel:

  • die augenärztlichen Untersuchungen
  • verordnete Brillen (teilweise)
  • Sehschulbehandlungen
  • ggf. die Kosten für eine Operation

🟢 Tipp für Eltern:
Die Vorsorgeuntersuchungen (U-Untersuchungen) beim Kinderarzt bieten eine gute Gelegenheit, auch das Sehen zu überprüfen – sprich das Thema ruhig aktiv an!

Wie kann ich mein Kind unterstützen?

💚 Ein Schielkind braucht vor allem eines: Geduld und Rückhalt. Manche Therapien – wie das tägliche Abkleben – sind für Kinder nervig oder führen zu Hänseleien. Du kannst helfen, indem du:

  • geduldig erklärst, was passiert und warum
  • das Pflaster gemeinsam aussuchst oder gestaltest
  • andere Kinder (z. B. in der Kita) über das Thema aufklärst
  • regelmäßig zur Kontrolle gehst, auch wenn das Schielen „besser“ aussieht

🛒 Praxistipp für Eltern:
Kinderfreundliche Augenpflaster zur Okklusionstherapie gibt’s z. B. von Ortopad auf Amazon* – mit tollen Motiven für Jungen und Mädchen. Das macht das tägliche Pflasterkleben ein bisschen leichter!

Und wenn das Schielen bleibt?

Auch das ist kein Drama. Viele Menschen leben gut mit einem leichten Schielen – gerade wenn es kosmetisch nicht stark auffällt. Wichtig ist, dass das Kind beidäugig sehen gelernt hat. Und wenn nicht, kann oft auch im Schulalter noch erfolgreich behandelt werden.

Augen auf fürs Sehen!

Der Sehsinn ist ein kleines Wunder – aber auch sehr empfindlich. Umso wichtiger ist es, beim Schielen bei Kindern früh zu handeln. Beobachte, was dir auffällt, und scheue dich nicht, eine Fachperson aufzusuchen. Früh erkannt ist Schielen meist gut therapierbar – und deinem Kind bleibt eine große Einschränkung erspart.

Schielen

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