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Kinder und Dankbarkeit? Denkt mal darüber nach!

Dankbarkeit

Mit der Dankbarkeit ist es so eine Sache. Insbesondere, wenn es darum geht, dass Eltern Dankbarkeit von ihren Kindern erwarten.

„Ich habe doch immer alles für dich getan – also sei gefälligst dankbar!“ – ein Satz, der so in Millionen Haushalten immer wieder fällt oder zumindest unausgesprochen über dem Verhältnis von Eltern zu ihrem Nachwuchs in der Luft hängt. Allerdings nicht wie der Duft einer Sommerwiese oder von frisch-gebrühtem Kaffee, nein, dieser Gedanke mit seiner Erwartungshaltung hat eher die Qualität von ranzigem Fett oder einem abgestandenen Aschenbecher.

Dankbarkeit? Überprüft mal eure Erwartungen

Nehmen wir mal das Beispiel von Ingrid, Ingrid ist Mitte 50, hat drei Kinder großgezogen, lebt in einem schönen Haus und alles ist immer pikfein. Ingrids Frisur, der Braten, den sie jeden Sonntag serviert und das ganze, schöne Bilderbuchleben.

Trotzdem ist da dieser leicht-verbitterte Zug um Ingrids Mund, so richtig fröhlich hat man sie lange schon nicht mehr erlebt. Und wenn die Kinder, die alle schon ausgezogen sind, zu Besuch kommen, haben sie dieses unangenehme Gefühl, dass sie verantwortlich sind für Ingrids Verbitterung.

Ja, Ingrid hat in jungen Jahren ihr Studium aufgegeben, um ganz für die Familie da zu sein, sie hat die Kinder umsorgt, betüddelt und ihnen geholfen, erfolgreich in ihr Leben zu starten. Kann Ingrid dafür Dankbarkeit erwarten?

Sei nicht wie Ingrid!

Wir können sicher davon ausgehen, dass Ingrids Kinder sie lieben und glücklich darüber sind, in so einem schönen Umfeld aufgewachsen zu sein. Dankbarkeit ist trotzdem nicht nötig. Und Ingrids fast schon verzweifelte Hoffnung darauf ziemlich kontraproduktiv. Sie allein hat die Entscheidung getroffen, ihr Leben so zu gestalten.

Müssen meine Kinder dankbar dafür sein, dass ich sie auf die Welt gebracht habe? Einen Scheiß müssen sie!

Ich habe mich, genauso wie Ingrid und Millionen andere Menschen auch, dafür entschieden, Kinder zu bekommen. Nicht andersrum. Damit habe ich die Verantwortung übernommen, meine Kinder zu ver- und umsorgen, ich habe damit aber nicht die Verantwortung abgegeben, auch mein eigenes Leben glücklich zu gestalten.

Meine Kinder sind nicht für mein Glück verantwortlich

Ingrid hat ihr Leben ihrer Familie gewidmet und erwartet nun Dankbarkeit dafür. Schwierig! Für alle Beteiligten.

Für ihr eigenes Glück, aber auch das ihrer Kinder, wäre es klug gewesen, sich selbst nicht hintenan zu stellen. Daran glaube ich. Ich glaube daran, dass glückliche Mütter, die ihre eigenen Bedürfnisse kennen und für sich sorgen, auch glücklichere Kinder haben.

Diesen Müttern fällt es leichter, den Kindern eigene Wege zu ermöglichen und sie gehen zu lassen, wenn es an der Zeit dafür ist, in ihr eigenes Leben. Und diese Kinder kommen dann auch gern zurück, zu Besuch.

50 Dinge, für die Ihr Kind Ihnen einmal dankbar sein wird

50 Dinge, für die Ihr Kind Ihnen einmal dankbar sein wird

50 Dinge*

Ãœber dieses Buch hat unsere liebe Kollegin Wiebke vor einiger Zeit geschrieben. Spontan hat der Titel mir Bauchschmerzen verursacht. Er klingt so sehr nach Ingrid und diesem Erwartungsdruck, der weder Kindern noch Eltern gut tut.

Doch, das Buch ist klüger als der Titel vermuten lässt. Es gibt nämlich wirklich Dinge, für die Kinder ihren Eltern dankbar sind, einfach so, ohne übersteigerte Erwartungen und ohne, dass es ihnen zwingend bewusst sein muss.

Eines davon ist, dass sie glückliche Eltern haben, die sich um ihre eigenen Bedürfnisse kümmern und ihren (erwachsenen) Kindern ein selbstbestimmtes Leben gönnen ohne diese gewisse Dankbarkeit zu erwarten, da bin ich mir sehr sicher ;-)

Kinder und Dankbarkeit

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Die Stroscheins

Ist freie Journalistin in Hamburg und arbeitet für verschiedene Zeitschriften großer Verlagshäuser wie z.B. HÖRZU. Nic mag ihren Job und liebt Geschichten über Menschen aller Art. Auf ihrem Blog NicMag.de gibt sie diesen Geschichten virtuell Raum.

2 Kommentare

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    Stefan Auerswald sagt

    Hallo,
    Ich finde solch einen Artikel gefährlich. Es gibt nun mal verschiedene Lebensläufe, genauso wie es verschiedene Generationen gibt. Wenn Eltern ihr Leben so gestaltet das das Wohl der Kinder im Vordergrund steht und nicht ihre eigene Erfüllung und Selbstverwirklichung dann sollten Kinder schon Dankbar sein. Meine Frau und ich sprechen da aus Erfahrung. Wir haben drei Kinder groß gezogen, aus allen dreien ist etwas geworden. Studium, Selbständigkeit sowie Erfolg im Beruf. Wenn meine Frau und ich nur ansatzweise darüber nachgedacht hätten uns Beruflich ebenso wie im Privaten selbst zu verwirklichen dann hätte die Zeit gefehlt um die Kinder auf ein herausforderndes Leben vor zu bereiten.
    Klar, die Kinder haben uns nicht gefragt ob sie geboren werden dürfen, das ist richtig. Wenn sie aber nicht geboren worden wären hätten sie niemals die Schönheit dieses Planeten kennen gelernt und niemals das Gefühl von Erfolg, Stolz, Liebe usw.
    Ohne Liebende, aufopferungsvolle Eltern kann so ein geborenes Wesen psychisch nicht so stark werden das es dieses Leben meistern kann. Bei den wenigen Beispielen die es sicherlich gibt wo es dennoch klappt, da spielen Gene und Sozialisierung durch andere Menschen und großes Glück eine große Rolle.
    Bitte nicht falsch verstehen, aber ich sehe es einfach so, dass wenn Eltern einen großen Teil von sich selber aufgegeben haben um den Kindern den bestmöglichen Start ins Leben zu geben und vor allen Dingen auch im Erwachsenenalter den Kindern täglich mit ihrer Arbeitskraft und allem was dazu gehört zur Seite stehen, sie trotz teilweise heftigen Auseinandersetzungen ( die es ja in jeder Familie gibt ) unterstützen, dann erwarte ich eine gewisse Dankbarkeit. Diese Erwartung liegt für mich im Menschlichen Dasein. Passt aber wohl nicht in unsere moderne Welt.

    Viele Grüße
    Ein Vater

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