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„Ich kenn dich nicht“ – wenn Babys fremdeln …

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Es ist ein großer Moment, den Eltern nie vergessen! Wenn ihr Baby nach ein paar Wochen das erste Mal bewusst lächelt und ganz deutlich seine Freude darüber zeigt, Mama, Papa oder auch andere Menschen zu sehen. Für ein paar Monate ist es dann auch tatsächlich so, dass das Baby sich immer freut, wenn es angelächelt wird und deshalb auch ein – meist noch zahnloses – Strahlen zurückgibt.

Mit sieben, acht Monaten ändert sich dies allerdings plötzlich. Es scheint als würde der kleine Mensch denken: „Huch, ich kenn dich nicht, wer bist du?“ Und so kann es auf einmal passieren, dass eine freundliche Begrüßung mit sofortigem Weinen quittiert wird. Selbst die Großeltern können dann für ein Lächeln diese irritierende Reaktion ernten.

Einzig und allein Mama und Papa sind für den Zwerg gleichbleibende Vertrauenspersonen. Arbeitet einer von beiden viel und kommt erst spät am Abend nach Hause, kann ihn allerdings das Schicksal aller „Fremden“ treffen. Manche Väter müssen so damit leben, dass ihr Baby weint und schreit, wenn sie nach Hause kommen.

Dies sollte aber kein Grund zur Sorge sein. Es dauert meistens nicht lang, bis das Baby versteht, dass der Papa eben immer erst am Abend auftaucht. Und dann begrüßt es ihn auch wieder mit der gewohnten Begeisterung.

Fremdeln – ab wann geht es los?

Jedes Kind hat seinen eigenen Entwicklungszeitplan. Das gilt für das Fremdeln genauso wie für jeden anderen wichtigen Schritt. Die einen beginnen damit schon mit 4 oder 5 Monaten, andere erst mit einem Jahr. Der Durchschnitt liegt etwa im achten Lebens-Monat, weshalb man auch von der „Achtmonatsangst“ spricht.

Die gute Nachricht: Es ist ein völlig natürlicher Vorgang und kann kaum verhindert werden. Erleichtern kann man den Kindern diesen Entwicklungsschritt, indem man sie möglichst früh an den Umgang mit fremden Personen gewöhnt.

Fremdeln – das steckt dahinter

Eindeutig geklärt sind die Ursachen bis heute nicht. Wissenschaftler sind sich aber einig, dass Fremdeln ein wichtiger Punkt in der gesunden Entwicklung ist. Forscher vergleichen die Fremdel-Panik mit einer Art Systemabsturz im Gehirn: In den ersten Lebensmonaten haben Eltern und Kind eine sehr feine Form der Verständigung entwickelt – eine sinnliche Sprache aus Gesten, Lauten, Mimik, Gerüchen, Berührungen.

Diese Sprache funktioniert aber nur im eingespielten Team. Ein Unbekannter kann sich noch so viel Mühe geben und Mamas Gesten oder Papas Worte imitieren; sein Geruch, seine Stimme, sein Aussehen ist einfach anders als das der Eltern. Und genau dies können Kinder mit acht Monaten langsam erkennen. Ihr Gehirn meldet: Da passt was nicht zusammen. Aber sie wissen überhaupt nicht, wie sie auf diese neue Erfahrung reagieren sollen.

Fremdeln – was kann ich tun?

Wichtig ist, das ungewohnte Verhalten des Kindes richtig einzuordnen. Es geht dem kleinen Angsthasen nicht darum, Mamis Nerven auf die Probe zu stellen oder die Familie vor den Kopf zu stoßen – die Angst ist echt. Was Kinder in dieser Phase brauchen, sind Eltern, die zu ihnen halten und ihnen Sicherheit vermitteln.

Genauso, wie es wichtig ist, die Welt irgendwann eigenständig zu entdecken, müssen Babys in diesem frühen Alter erst einmal auf Nummer Sicher gehen. Nur, wer eine sichere Basis hat, kann später auch selbstbewusst eigene Wege gehen. Das klassische am Rockzipfel hängen, gibt also tatsächlich Halt. Mütter, und gegebenenfalls auch Väter, die von ihrem Kind als einzige Vertrauensperson akzeptiert werden, sollten die Gefühle ihres Babys ernst nehmen. Ist ein Fremder dem Kleinen unheimlich, sollte es auch eine sichere Distanz wahren dürfen.

Es ist absolut kontraproduktiv, in solchen Phasen Kontakte zu erzwingen (z.B. mit dem Kind auf dem Arm auf die betreffende Person zuzugehen), sich über die Angst lächerlich zu machen oder zu schimpfen. Kinder brauchen Zeit, von sich aus Kontakt aufzunehmen. Gibt man ihnen diese Zeit, gehen sie meistens irgendwann von selbst auf den zunächst Fremden zu.

Um andere nicht zu verunsichern, klären sie sie einfach darüber auf, dass sie nichts falsch gemacht haben und das Fremdeln völlig normal ist. Wer selbst Kinder hat, wird das Verhalten ohnehin einordnen können.

Die gute Nachricht: Parallel zum Fremdeln, wächst auch die kindliche Neugier an anderen Menschen stetig. Und so verliert sich die meiste Angst vor Unbekannten in aller Regel bis zum 15. Lebensmonat wieder.

Trotzdem bleibt es oft noch während des ganzen zweiten Lebensjahres schwierig, Kinder an fremde Personen – z.B. einen Babysitter – zu gewöhnen. Das sollte Eltern aber nicht davon abhalten, es mit neuen Kontakten immer wieder einmal vorsichtig zu versuchen.

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