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Neu in unserer Familie – Interview mit Henning Baum

Henning Baum

Eine offene Beziehung, die das Konstrukt einer ganzen Familie neu sortiert? Der ARD-Zweiteiler „Neu in unserer Familie“ beschäftigt sich jetzt mit genau dieser Situation. Auf unterhaltsame Weise, mit tollen Schauspielern und viel Diskussions-Stoff.

Neben Benno Fürmann und Maja Schöne gehört auch Henning Baum zu den Hauptdarstellern des Films. Er spielt Christian, den zweiten Mann im Leben von Marit (Maja Schöne).

Im Interview erklärt er, wie er die Sache mit der offenen Beziehung, bzw. Familie sieht.

Henning Baum: „Die offene Beziehung ist in gewisser Weise eine Utopie“

Welche Charakterzüge gefallen Ihnen an „Christian“? Gibt es Charakterzüge, um die Sie ihn beneiden?

Nicht beneiden, aber ich mag ihn als Typ. Er ist ein ausgeglichener Mann mit einem wirklichen Interesse an den Menschen. Er sieht immer das Gute in ihnen. Probleme versucht er, im Kern zu lösen.

Und obwohl er als Mann ein richtiger Kerl ist, geht er dabei untypisch und nicht aggressiv vor. Er hat wirklich ein Interesse daran, Probleme so zu lösen, dass er niemandem schadet. Das gelingt nicht immer, aber sein Ansatz ist schon interessant.

In der Geschichte geht es um ein ungewöhnliches Experiment – eine offene Beziehung und gleichzeitig ein harmonisches Familienleben –, kann das Ihrer Meinung nach funktionieren?

Da bewegen wir uns im Feld der Meinungen, Meinungen werden immer schnell ausgesprochen. Ich glaube, man kann das nicht so in einem Satz abhandeln. Ich habe mir während der Dreharbeiten dazu viele Gedanken gemacht. Im Film geht es um Jonas und Marit, die gemeinsam beschließen, dass sie sich auch anderen Partnern zuwenden dürfen. Es gibt aber keine Paar-Vermischung.

Jonas sagt im Film, dass er nicht mehr mit seiner schwangeren Frau schläft, weil ihm das nicht gefällt, dass sie von Christian schwanger ist. Dadurch entgeht man dieser letzten Konsequenz, was die Vermischung der Paare bedeutet hätte.

Neu in unserer Familie

Foto: ARD Degeto / Christiane Pausch

Aber das wäre wahrscheinlich sehr kompliziert geworden. Es ist ja so schon kompliziert. So hat der Film aber die Möglichkeit, diesen Versuch des menschlichen Zusammenlebens sehr liebevoll zu erzählen, ohne schlüpfrig zu werden. Dabei ist er zudem sehr sinnlich.

„Paare, die sich wirklich für den anderen entscheiden, haben eine besondere Kraft.“

Was denken Sie über offene Beziehungen?

Es gab in der Hippie-Zeit in den Kommunen Versuche, die nie funktioniert haben. Auch in der Literatur finden sich keine Beispiele, wo das gelungen ist.

Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir haben viel über ihr Eheleben und ihre offene Beziehung geschrieben. Simone de Beauvoir war sehr aufgeklärt und hat seine Affären scheinbar toleriert, sie hat aber dennoch darunter gelitten und als sie dann mal eine Affäre hatte, war er rasend eifersüchtig. Selbst große Denker haben ihre Schwierigkeiten mit dem Menschlichen.

Ich glaube, das ist in gewisser Weise eine Utopie. Es ist von der Natur auch nicht so gedacht. Paare sollten eine Einheit bilden, so ist es doch gemeint. Paare, die sich wirklich für den anderen entscheiden, haben eine besondere Kraft. In dem Moment, in dem sie sich anderen öffnen, geht diese Energie verloren.

Wie fühlt es sich für Christian an, „neu“ in der Familie zu sein?

Christian hat sich darüber gefreut. Für ihn ist es so, als wenn er ein neues „Revier“ betritt. Dabei ist er voller Neugierde und Offenheit.

Es gibt eine sehr schöne lange Szene, Christians Antrittsbesuch, in der sie der Familie mitteilen, dass Marit ein Kind von Christian erwartet. Die Kinder gehen damit recht locker um. Und dann kommt der zweite Schritt, als Christian einzieht. Ein spannender Moment.

Neu in unserer Familie

Foto: ARD Degeto / Christiane Pausch

Ich glaube, bei ihm ist viel Hoffnung und guter Willen dabei. Im Gespräch mit Jonas sagt Christian: „Lass uns versuchen, ob wir in der Lage sind, diese schwierige Aufgabe zu meistern“. Er ist sich dessen bewusst, dass sie möglicherweise scheitern können. Aber er ist neugierig und er mag die Menschen in dieser Familie sehr gerne.

Christian ist ein ungewöhnlicher Typ, er ist für das Verbindliche, das ist bemerkenswert. Normalerweise hat man es ja eher mit Typen zu tun, die sich vor dem Verbindlichen scheuen und wie man neudeutsch sagt: Die sich nicht „committen“ wollen. Er macht das Gegenteil, er sagt: „Lass es uns richtig machen“.

Für Christian ist Musik das Wichtigste im Leben. Welche Bedeutung hat Musik für Sie persönlich?

Musik hat eine große Bedeutung für mich. Ich musiziere selber gerne, spiele ein bisschen Gitarre und Klavier und singe, nicht wahnsinnig gut, aber gerne und regelmäßig.

Im Film lernen Marit und Christian sich auch über die Musik kennen, die für ihn alles bedeutet und das versteht Marit auch sofort.

Neu in unserer Familie

Foto: ARD Degeto / Christiane Pausch

Musik ist etwas Verbindendes. Wenn man miteinander musiziert oder gemeinsam zur Musik tanzt, dann hat das doch eine ganz andere Qualität als miteinander z.B. Golf zu spielen. Für mich ist Musik etwas ganz Wichtiges und Schönes, was ich immer wieder neu in mein Leben hole.

Neu in der Familie – Zwei Eltern zuviel, Mi. 7. Juni 2017, 20.15 Uhr, Das Erste

Neu in der Familie – Ein Baby für alle, Fr., 9. Juni 2017, 20.15 Uhr, Das Erste

Natürlich könnt ihr die Filme auch online schauen unter: www.ardmediathek.de

Weitere Infos gibt es unter: www.daserste.de

Infos zu Henning Baum

Der Schauspieler wurde am 20.9.1972 geboren und lebt mit seiner Frau und den drei Kindern in Essen. Zu seinen bekanntesten Rollen gehört der Polizist Mick Brisgau in der Serie „Der letzte Bulle“. Aber auch in Filmen wie „Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei“ oder Episodenrollen wie in „Der Dicke“, „Der Kommissar und das Meer“ oder „Bella Block“ begeisterte er die Fans.

Zu Baums Hobbys gehören Boxen und begleitende Gymnastik. 2018 wird Henning Baum in der Verfilmung von „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ zu sehen sein. Darauf freuen wir uns jetzt schon :-)

Foto: ARD Degeto / Christiane Pausch

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