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TV-Tipp: Leben mit meinem behinderten Bruder

Die Zwillinge Juns und Selin, Leben mit meinem behinderten Bruder

Selin ist genervt – sie wünscht sich so sehr, mehr Zeit mit ihrer Mama zu verbringen. Allein, ohne, dass sie jeden Moment von ihrem Zwillingsbruder unterbrochen werden.

Yunus ist geistig-behindert, er kam mit dem Down-Syndrom zur Welt. Für Selin nicht immer einfach, obwohl sie ihn liebt.

Zu viel Verantwortung?

Etwa 300 000 Kinder und Jugendliche in Deutschland leben in einer ähnlichen Situation wie Selin. Geschwister von kranken oder behinderten Kindern tragen oft eine große Last. Sie fühlen sich überfordert oder vernachlässigt. Viele Eltern erwarten von ihren nichtbehinderten Töchtern und Söhnen sehr früh Selbstständigkeit und übertragen ihnen zu viel Verantwortung. In der Regel wollen die Kinder ihren Eltern helfen und geben sich Mühe, die Erwartungen zu erfüllen.

Yunus, Patrizia und Selin

Fotos: ZDF / Derek Hudson

Wenn ihre Mutter mal nicht kann, bereitet Selin (9) für Yunus auch das Frühstück zu. „Wenn er das Brot auf die Katzen schmeißt oder dauernd schreit, das nervt“, sagt Selin. „Keiner will mehr mit zu mir kommen, weil er so anstrengend ist.“ Yunus hat bis heute nicht gelernt, zu sprechen. Eigentlich liebe sie ihren Zwillingsbruder, aber es sei so schwer, immer Rücksicht nehmen zu müssen.

Ablenkung ist wichtig

Rasmus, Pelle, Kerrin, Smilla und Olav

Fotos: ZDF / Derek Hudson

Rasmus (16) sagt über seinen behinderten Bruder Pelle (13), er würde so viel Positives ausstrahlen. „Er zeigt mir, dass man glücklich sein kann, auch wenn man Probleme hat.“ Bei Pelle kam es während der Geburt zu Sauerstoffmangel. Er kann nicht sprechen, sitzt im Rollstuhl und braucht viel Unterstützung.

Mutter Kerrin sieht, dass Pelle für seine Geschwister eine große Herausforderung ist. Sie müssten viel mit sich selbst ausmachen, und ohne ihre Selbstdisziplin würde das Familienleben nicht funktionieren. Smilla (12), die kleine Schwester, hat für sich ein Hobby entdeckt, das sie die Belastung weniger spüren lässt: schwimmen. „Im Wasser vergesse ich alles. Wenn man einen behinderten Bruder hat, braucht man auch Ablenkung.“

Wechselbad der Gefühle

Selin wird in der Schule gemobbt. „Dein Bruder ist doof!“, rufen ihr die Klassenkammeraden hinterher. Zu Hause bekommt sie auch nicht das, was sie sucht. Yunus brauche einfach mehr Zuwendung und Streicheleinheiten als die gesunde Tochter, findet die Mutter. Für die alleinerziehende Sozialarbeiterin ist es ein Drahtseilakt: „Selin ist oft sehr verständnisvoll und kümmert sich fast wie eine Mutter – sie will mir wohl was abnehmen. Dann wieder flippt sie aus und schmeißt ihn aus ihrem Zimmer.“ Jetzt will sich die Mutter darum kümmern, für Selin eine neue Schule zu finden, in der es ihr besser geht.

Die „37°“-Dokumentation erzählt, wie es ist, mit behinderten Geschwistern zu leben. Wie beeinflussen sie den Alltag und die eigene Entwicklung? Wie finden die gesunden Geschwister ihren Weg in die Zukunft? Der Film zeigt dabei zwei Konstellationen: eine Kleinfamilie um eine alleinerziehende Mutter, die schnell an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stößt. Und eine Großfamilie, in der sich die Herausforderung auf mehrere Schultern verteilt und so das Positive am gemeinsamen Leben mit dem besonderen Geschwister-Kind stärker zum Tragen kommen kann. Ehrliche und oft sehr berührende Bilder!

37° – Wir gehören zusammen! – Leben mit meinem behinderten Bruder, Di., 30.6., 22.15 Uhr, ZDF – Ein Film von Caterina Woj

37° in der ZDF-Mediathek: https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad

Fotos: ZDF / Derek Hudson

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