Kinder und Essen – das ist oft eine kleine Welt für sich. Mal wird das Gemüse fein säuberlich vom Teller sortiert, mal sorgt eine neue Farbe auf dem Teller für Protest. Gleichzeitig ist der Familientisch aber genau der Ort, an dem Geschmackserlebnisse beginnen. Hier prägen sich Eindrücke ein, hier lernen Kinder, wie unterschiedlich Lebensmittel schmecken, riechen und sich anfühlen. Für Eltern ist das eine große Chance – und manchmal auch eine echte Herausforderung.
Denn der kindliche Geschmackssinn ist fein, sensibel und nicht immer sofort bereit für Neues. Was heute abgelehnt wird, kann morgen schon Lieblingsessen sein. Umso wichtiger ist es, mit Geduld, Kreativität und Vertrauen an das Thema heranzugehen – und die Kinder dort abzuholen, wo sie stehen.
Inhalt
Neue Lebensmittel: Der erste Eindruck zählt
Gerade bei kleinen Kindern entscheidet oft der erste Kontakt, ob ein Lebensmittel eine Chance bekommt. Wenn etwas ungewohnt aussieht, stark riecht oder sich komisch anfühlt, ist die Skepsis groß. Deshalb hilft es, Neues behutsam einzuführen – ohne Druck, ohne Zwang, aber mit Neugier. Ein kleiner Löffel zum Probieren, gemeinsam schnippeln oder kochen, vielleicht sogar eine Geschichte zum Essen – all das schafft Verbindung.
Auch die Atmosphäre am Tisch spielt eine Rolle. Kinder lernen durch Beobachtung. Wenn sie sehen, dass Eltern und Geschwister etwas mit Genuss essen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie es selbst probieren. Dabei müssen sie nicht sofort begeistert sein. Es reicht, wenn sie offenbleiben – der Rest kommt mit der Zeit.
Vielfalt braucht Vertrauen – und Wiederholung
Viele Eltern kennen das: Ein Lebensmittel wird ein-, zweimal angeboten und dann als „mag mein Kind nicht“ abgehakt. Doch Studien zeigen, dass Kinder oft bis zu zehn Kontakte mit einem neuen Geschmack brauchen, bevor sie ihn akzeptieren. Das bedeutet nicht, dass man jeden Tag Brokkoli servieren muss – aber es lohnt sich, ein Lebensmittel in verschiedenen Formen zu zeigen. Mal roh, mal gekocht, mal püriert oder als Suppe.
Das Ziel ist nicht, Kinder zu überreden, sondern ihnen zu helfen, ihren eigenen Geschmack zu entwickeln – mit einer breiten Basis. Denn wer von klein auf Vielfalt erlebt, wird später seltener wählerisch essen und hat oft ein gesünderes Verhältnis zu Lebensmitteln.
Milder Einstieg in neue Aromen
Ein guter Trick, um Kindern neue Geschmäcker näherzubringen, ist die Wahl milder, ausgewogener Lebensmittel. Zu starke Schärfe, Bitternoten oder zu viel Fett überfordern viele Kindergaumen. Stattdessen eignen sich feine, zarte Gerichte, die sich leicht variieren lassen – und die sich auch in einem festlichen Kontext sehen lassen können.
Ein Beispiel dafür ist Kapaun, ein besonders zartes, mildes Geflügel. Anders als Ente oder Gans ist das Fleisch saftig, aber nicht fettig, geschmackvoll, aber nicht aufdringlich. Gerade für Kinder, die bei Braten sonst skeptisch sind, kann Kapaun ein idealer Einstieg in die Welt traditioneller Sonntagsgerichte sein. Mit sanfter Würzung, frischem Gemüse und einer leichten Beilage serviert, wird daraus ein Familiengericht, das alle mitessen können – ohne Kompromisse bei Geschmack oder Verträglichkeit.
Wer Wert auf Qualität legt, achtet bei der Auswahl auf artgerechte Haltung und frische Zubereitung. So wird der Kapaun nicht nur kulinarisch, sondern auch ethisch zur bewussten Wahl – ein Aspekt, den auch viele Eltern zunehmend schätzen.
Kinder mit einbeziehen: Vom Einkaufen bis zum Servieren
Einer der wirksamsten Wege, Kindern Lebensmittel näherzubringen, ist ihre aktive Beteiligung. Wenn Kinder beim Einkaufen mitentscheiden, beim Kochen helfen oder beim Tischdecken ihre eigenen Ideen einbringen dürfen, fühlen sie sich ernst genommen. Sie erleben Essen nicht nur als Konsum, sondern als gemeinsamen Prozess.
Schon einfache Aufgaben wie das Waschen von Gemüse, das Umrühren im Topf oder das Anrichten auf dem Teller können Wunder wirken. Kinder sind von Natur aus neugierig – sie wollen verstehen, woher das Essen kommt und wie es entsteht. Diese Neugier sollte man fördern, nicht bremsen. Gerade wenn sie mithelfen durften, probieren Kinder oft mutiger – auch das neue Gemüse oder das unbekannte Stück Braten.
Rituale schaffen Orientierung
Gerade für Kinder ist Struktur wichtig. Feste Essenszeiten, klare Regeln (wie „erst probieren, dann entscheiden“) und gemeinsame Rituale rund ums Essen geben Sicherheit. Sie helfen, dass neue Lebensmittel nicht als Bedrohung, sondern als Teil des Alltags wahrgenommen werden. Auch kleine Traditionen, etwa der „bunte Probierteller“ am Wochenende oder das „Wunschessen am Freitag“, können motivieren.
Dabei sollte der Fokus nie auf Zwang liegen. Kinder müssen nicht alles essen. Aber sie dürfen alles kennenlernen – in einem Umfeld, das offen, liebevoll und neugierig ist.

Pin it!

