mal ehrlich …!
Kommentare 1

Es ist nie zu früh – und selten zu spät

helfende Hand

Ich erinnere mich an eine völlig übertriebene Fürsorge meiner Mutter. Mein Gott, war das schrecklich, als sie mich beim Überqueren der Straße an die Hand nahm. Ich meine, sie tat das, als ich sieben Jahre alt war. Und natürlich versuchte ich dauernd, mich los zu reißen. „Mama, ich kann alleine über die Straße gehen.“ Und natürlich konnte ich das. Und natürlich ist mir nie etwas passiert. Schließlich bin ich auch schon in diesem Alter völlig ohne Begleitung meiner Mutter alleine mit dem Fahrrad zur Schule gefahren.

Das größte Sicherheitsrisiko bei dieser Nummer war deswegen immer das Palaver, das ich dabei angestellt habe, mich los zu reißen. Aber da war ich sieben Jahre alt.

Helfende Hand? Wie peinlich …

Ich erinnere mich an diesen Moment, in dem das nur noch peinlich war. Da war ich 16 Jahre alt und meine Mutter griff beim Überqueren der Straße wie selbstverständlich meine Hand – und ließ sie auch nicht los. Wenn man als Jugendlicher schon etwas mehr Kraft hat, wird dieser Moment sogar etwas dramatischer. Allein schon deswegen, weil man sich ein bisschen mehr umschaut. Nicht nach dem Verkehr. Aber danach, ob man beobachtet werden könnte.

Kannst Du Dir die Peinlichkeit vorstellen, wenn dich ein anderer halbwegs erwachsener Mensch dabei beobachtet, dass deine Mama dich beim Überqueren der Straße an die Hand nimmt? Ich meine, wenn Du 16 bist.

Peinlich? Keineswegs!

Meine Mama macht das heute noch. Aber es ist mir nicht mehr peinlich. Denn es kam dieser Moment, da war ich so 21, 22 Jahre alt. Ich war Student und zu Besuch in meiner Heimatstadt. Ich wollte nur schnell die Straßenseite wechseln. Gegenüber stand das Auto. Und ich hatte es wahnsinnig eilig. Ich trat auf die Straße.

In dem Moment riss mich eine volle Wucht am Arm zurück. So heftig, dass ich in eine fremde Person auf dem Gehsteig hineinstolperte. Diese Person hielt mich am Arm. Nur Zentimeter entfernt fuhr ein Auto vorbei. Mir wurde schlecht und ich zitterte.

Ich schaute den Menschen an. „Sie haben mir das Leben gerettet“, konnte ich noch stammeln. Nicht einmal ein „Danke“ brachte ich fertig. Und ich weiß nicht einmal mehr, ob es ein Mann, oder eine Frau war. Nur so viel: Die Person sagte: „Immer schön aufpassen“ und ging weiter.

Liebe Heike, ich schreibe Dir das, weil man sich manchmal erinnert. Ich schreibe Dir das, weil man manchmal Erinnerungen mitteilen möchte. Ich schreibe Dir das, weil das vielleicht eine schöne Geschichte für Deinen Blog „Das Elternhandbuch“ sein mag.

Der Autor

Markus van Appeldorn (Jahrgang 1968) hat Rechtswissenschaften in Saarbrücken studiert. Nach langjähriger redaktioneller Tätigkeit, unter anderem bei der BILD-Zeitung, ist er als freier Journalist tätig. Einen seiner Schwerpunkte bilden Rechts- und Wirtschaftsthemen. Sie erreichen ihn unter markus.van.appeldorn@gmx.de.

helfende Hand

Pin it!

1 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wenn Du wissen möchtest, welche Daten wir beim Hinterlassen eines Kommentars speichern, schau bitte in unsere Datenschutzerklärung.