Mia, Jasmin und Naomi haben ein Tabu gebrochen: Die drei Mütter haben sich entschieden, nach der Trennung ohne ihre Kinder zu leben.
Die ZDF-Doku „Ohne mein Kind“ aus der Reihe 37° begleitet die drei Frauen, die ihre Familie verlassen haben. Der Film von Katrin Wegner zeigt die Zerrissenheit der Frauen, die ohne ihre Kinder leben, und beschreibt, wie sie mit dem Gefühl umgehen, sich ständig vor anderen Menschen rechtfertigen zu müssen.
Mutter ohne Herz?
Eine Mutter, die geht, gilt schnell als herzlos und egoistisch. Wie schlecht muss eine Frau sein, wenn sie die eigenen Kinder verlässt? Was bei Männern völlig normal ist, rückt Frauen in ein ganz anderes Licht.
Drei Beispiele:
Mia: Der Schichtdienst
Mia, 30 lässt ihre Kinder, 6 und 9, beim Vater. Sie sagt: „Es zerreißt mir das Herz, ohne meine Kinder zu gehen, aber ich freue mich auch auf einen Neuanfang.“
Nur zehn Prozent aller deutschen Mütter, wagen es, nach der Scheidung alles zurückzulassen. Sie sehen ihre Kinder nur noch am Wochenende und werden dafür von vielen Menschen als kaltherzig und egoistisch abgestempelt.
Dabei ist Mia die Entscheidung nicht leichtgefallen. Sie selbst arbeitet im Schichtdienst, während der Vater ihrer Kinder seine Zeit frei einteilen und so viel besser für die Kinder sorgen kann.
Jasmin: Die Arbeitszeiten
Jasmin ist 37 und muss sich auch drei Jahre nach ihrer Trennung von den Kindern noch immer rechtfertigen, auch vor sich selbst. Der Standardkommentar ist: „Ein Kind gehört zu seiner Mama! Deshalb schau‘ ich immer in verständnislose Gesichter,“ erzählt sie, die Leute scheinen zu denken: „bei der kann doch was nicht stimmen!“ „Aber ich wollte meine Kinder nicht aus ihrem gewohnten Umfeld reißen und sie in ein neues, fremdes Leben pressen.“
Jasmin hat Arbeitszeiten, die überhaupt nicht mit dem Familienleben zu vereinbaren sind, deshalb verbringen ihre Kinder nur noch die Wochenenden mit der Mutter. Traurig schildert sie: „Seit meinem Auszug bin ich das letzte Glied in der Kette, erfahre die wichtigen Dinge meiner Kinder immer erst als Letzte, und das tut weh.“
Naomi: Freiheit genießen
Ihr Sohn war erst zwei, als Naomi die Familie vor 13 Jahren verließ. Sie wollte die Welt sehen, reisen und ihre Freiheit genießen. Heute ist Sohn Noah 15 und sieht seine Mutter nur alle zwei Wochen.
Naomi erzählt: „Trotzdem ist unser Verhältnis innig, und wir genießen die Zeit zusammen besonders intensiv.“ Neuerdings aber häufen sich die Situationen, in denen Naomi spürt, dass Noah ihr weniger vertraut. Dann kommen Zweifel auf und sie fragt sich: „Habe ich doch zu viel verpasst? Bin ich keine gute Mutter für ihn?“.
Die Dokumentation zeigt mit viel Feingefühl, wie schwierig es für Frauen wie Mia, Jasmin und Naomi ist, sich nicht als Rabenmutter zu fühlen. Sie haben zwar einerseits viel mehr Freiheit als andere Mütter, müssen sich als Wochenend-Mama aber eben auch oft damit zufrieden geben, die zweite Geige im Leben ihrer Kinder zu spielen und vieles vom Alltagsleben zu verpassen.
TV-Tipp: Di., 20.9., 22.15 Uhr, ZDF, 37°: Ohne mein Kind – Mütter verlassen ihre Familie
Ein Film von Katrin Wegner – Weitere Infos: http://www.zdf.de/37-grad/37-grad-5988498.html
Fotos: ZDF / Fariba Nilchian
Liebe Naomi
Ich möchte Dir sagen, dass mein Sohn mir auch wenig erzählt und mir auch manchmal die Wahrheit verschweigt, ja mich sogar anlügt, obwohl ich nicht die Familie verlassen habe. Daran kann es also nicht liegen. Leider ist es eben in den Köpfen unserer Gesellschaft immer noch so, dass die Mutter an allem Schuld ist. Das ist ungerecht und schwer zu ertragen.
Alles Gute Debby
Ein schwieriges Thema. Die Frauen haben es sich sicherlich mit der Entscheidung nicht leicht gemacht. Das Ungerechte ist, wie ich finde, dass es bei Männern weitestgehend akzeptiert wird. Frauen hingegen haben es um ein Vielfaches schwerer und werden von Außenstehenden verurteilt. Jede Frau hat gute Gründe ihre Familie zu verlassen und den allerwenigsten wird es leicht fallen.
Das sehe ich (leider) genau so …
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