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Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris

Warum französische Kinder keine Nervensägen sind

Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich – so erging es US-Autorin Pamela Druckermann, als sie der Liebe wegen nach Paris zog und schon bald feststellen musste, dass die Franzosen in Sachen Kindererziehung einiges anders machen. Besser gesagt: einiges richtiger machen.

Anders konnte sie sich nicht erklären, weshalb französische Kinder im Restaurant brav am Tisch sitzen und nicht lärmen, sich beim Einkaufen nicht vorm Süßigkeitenregal an der Kasse zu Boden werfen oder es Erwachsenen nicht unmöglich machen, in ihrer Gegenwart in Ruhe ein Telefonat zu führen. Verhaltensweisen, die bei Pamela Druckermanns eigener Tochter Bean an der Tagesordnung waren.

Und so begab sie sich auf die Suche nach einer Antwort – und fand dabei Erstaunliches heraus. 

In Frankreich bleiben die Eltern der Boss

„Warum französische Kinder kein Nervensägen sind“ ist ein absolut amüsanter, aber auch lehrreicher Erfahrungsbericht.

Denn während viele Frauen hierzulande zum willenlosen Erfüllungsgehilfen ihres minderjährigen Sprösslings mutieren und seinen Launen nachgeben, sobald er nur einmal „Piep“ macht, halten es die Franzosen da etwas pragmatischer: Ein Kind bereichert das Leben – aber es darf es nicht komplett auf den Kopf stellen. Will heißen: Der Boss sind immer noch die Eltern, und die sagen, wo’s lang geht.

Dazu gehört zum Beispiel auch, dass Frauen im Land der Liebe nicht aufhören, sie selbst zu sein, nur, weil sie ein Baby bekommen haben. Sie nehmen sich weiter ihre Auszeiten, achten auf ihre eigenen Bedürfnisse und finden es auch völlig in Ordnung, das Kind bereits im zarten Alter von acht Wochen in eine Krippe („Crèche“) zu geben, um wieder arbeiten zu können.

Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass ich mehr als schräg angesehen wurde, als ich „Rabenmutter“ meine Tochter schon sehr früh in die Betreuung gab, weil es als freie Autorin einfach gar nicht anders geht. Dank Frau Druckermann fühle ich mich nun nicht mehr ganz so schlecht …

Amuse-Gueule

Sehr witzig ist das Buch außerdem, an vielen Stellen habe ich nicht nur zustimmend mit dem Kopf genickt, sondern auch ich lauthals gelacht.

Beispiel zum Thema „Restaurantbesuch“ gefällig?

„Unsere Strategie besteht darin, möglichst schnell zu essen. Wir bestellen schon, bevor man uns einen Platz zugewiesen hat, und flehen den Kellner an, uns rasch etwas Brot und unser Essen zu bringen – Vorspeise und Hauptgericht bitte gleichzeitig. Während mein Mann ein paar Bissen von dem Fisch nimmt, passe ich auf, dass Bean nicht von den Kellnern umgerannt wird oder ertrinkt. Anschließend tauschen wir die Rollen. Wir geben Unmengen von Trinkgeld, um uns für zerfetzte Servietten und die überall herumliegenden Calamari zu entschuldigen.“

Wiebkes Fazit

Daumen hoch!„Warum französische Kinder keine Nervensägen sind“ liest sich wirklich flott weg – und ist darüber hinaus nicht nur informativ und amüsant, sondern beruhigt auch ungemein, wenn man sich gerade mal wieder wie eine „schlechte Mutter“ fühlt!

Allgemeine Infos zum Buch

Titel: Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris*

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Inhalt: Warum werfen französische Kinder im Restaurant nicht mit Essen, sagen immer höflich Bonjour und lassen ihre Mütter in Ruhe telefonieren? Und warum schlafen französische Babys schon mit zwei oder drei Monaten durch? Als Pamela Druckerman der Liebe wegen nach Paris zieht und bald darauf ein Kind bekommt, entdeckt sie schnell, dass französische Eltern offensichtlich einiges anders machen – und zwar besser. In diesem unterhaltsamen Erfahrungsbericht lüftet sie die Geheimnisse der Erziehung à la française.

Autorin: Pamela Druckermann
Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: Mosaik
Originaltitel: Bringing Up Bébé / French Children Don’t Throw Food
Gebundene Ausgabe: 17,99 Euro / Kindle-Edition: 13,99 Euro

Leseprobe: hier klicken

Warum französische Kinder keine Nervensägen sind

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10 Kommentare

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    Marianne sagt

    Ob es wirklich erstrebenswert ist, seine Kinder wie in Frankreich zu dressieren, bezweifle ich sehr. Es gibt dort die Prügelstrafe, vor 3-4 Jahren sollte sie verboten werden und Millionen Eltern haben protestiert, sodass sie weiterhin ihre Kinder prügeln dürfen.
    Auch in den Schulen ist es sehr autoritär, es hat sich nicht viel verändert, Schulzeit 1961-1973.
    Das Buch kann ich nicht weiterempfehlen. Anmerkung: bin Französin.

    • Heike Lorenz

      Hi Marianne,
      vielen Dank für deine Meinung!
      Prügelstrafe ist natürlich überhaupt nicht in Ordnung, das ist ja klar :-)

      Viele Grüße
      Heike

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        Anonymous sagt

        Klingt erstmal interessant. Wahrscheinlich machen die Franzosen vieles richtig, manches sicher auch nicht. Aber die Frage, die sich mir stellt, lautet:
        Warum tun (deutsche?) Kinder all dies?? Und warum sind viele junge Eltern nicht in der Lage, ihre Kinder zu lieben und trotzdem zu erziehen, so dass sie auch anderer Leute Bedürfnisse respektieren. Hier gibt es noch viel zu tun!

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    Anonymous sagt

    Ich denke trotzdem ist es wichtig als selbstbewusste Frau als Vorbildfunktion zu fungieren. Und wenn ein ganzes System kein Problem damit hat ist es okay.
    Das andere ist das Schulsystem und in Deutschland ja nicht wirklich anders.
    Aufwendiglernen und fertig – wer mag schon Querdenker.
    Da muss in Europa allgemein was im Schulsystem was geändert werden.

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    Uwieke sagt

    Wohne mit Mann und zwei Söhnen in Belgien, in dem der französische Erziehungsstil praktiziert wird. Dieses System produziert Wesen, die nicht hinterfragen und einfach nur funktionieren, die schon als Grundschüler bis nachts lernen, um ihre Blockexamen zu meistern (bei denen auswendig Gelerntes abgefragt wird). Die steng zur Ordnung gerufen werden, wenn sie nicht mucksmäuschenstill sind. Vorbild? Bestimmt nicht!

    • Die Stroscheins

      Liebe Ulrike, vielen Dank für deinen Kommentar und den Einblick in das französische System. Wir werden uns mit dem Thema ggf. in einem neuen Beitrag noch etwas differenzierter befassen. Viele Grüße Nicole

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    Ich habe ja immerhin und zum Glück einen französischen Vornamen und somit zumindest eine gewisse, naturgegebene Autorität … Abgesehen davon wundert man sich ja nicht wirklich über das Benehmen eines Kindes, das allen Ernstes (Mrs.?) BEAN heißt :D

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