Wir leben in einer Überflussgesellschaft. An jeder Ecke ist alles erhältlich, Lebensmittel werden massenhaft weggeworfen und wer dazugehören will hat alle sechs Monate ein neues Handy und trägt Markenklamotten. Dieses Denken wird auch noch durch Marketing und Werbung unterstützt. Wer kauft, gehört dazu, ist etwas wert. Man trägt ja auch etwas zur Wirtschaft bei und wenn es der gutgeht, geht’s uns allen gut.
So weit, so gelernt. Aber im Zuge der vielen Krisen, die uns und unser Land in letzter Zeit durchgeschüttelt haben, findet ein massives Umdenken statt. Ein gutes Leben geht auch mit viel weniger.
Mehrwert durch Reduktion
Ein reduzierter Lebensstil bedeutet keinesfalls in Sack und Asche durchs Leben zu laufen und auf Annehmlichkeiten des Alltags zu verzichten. Es ist vielmehr eine bewusste Entscheidung auf unnötigen Überfluss zu verzichten. Und das ist in Anbetracht der enden wollenden Ressourcen unseres Planeten nicht die schlechteste Idee.
Der Weg dorthin ist allerdings mit grundsätzlichen Überlegungen, geändertem Verhalten und möglichweise einer radikalen Lebensumstellung verbunden. Das fängt beim Beruf an – da spricht man auch gerne vom Downshifting – und geht über bewussten Konsum bis zum Aussortieren der ganz persönlichen Dinge. Die Belohnung ist ein freieres, unbeschwerteres und in jedem Fall stressfreieres Leben.
Wie sich das anfühlen kann, kann jeder in den eigenen vier Wänden testen.
Mehr Freiheit durch Ausmisten
Es beginnt mit einem kritischen Blick in die Schränke, Kommoden und Ablageflächen. Das gilt für jedes Zimmer in Haus oder Wohnung. Im Kinderzimmer sollte ohnehin in regemäßigen Abständen aussortiert werden, aber auch der elterliche Kleiderschrank sowie Küche, Bad und Keller vertragen diese Art der Aufmerksamkeit.
Mir helfen da zwei Ansätze: Erstens frage ich mich wie oft ich die Dinge in den letzten drei Jahren getragen oder verwendet habe bzw. überhaupt in der Hand hatte. Zweitens hilft es, wenn ich mich daran erinnere, dass der Zustand des Lebensraumes den Zustand des eigenen Inneren widerspiegelt. Weniger Chaos draußen bedeutet meistens auch mehr Ruhe für Psyche und Seele.
Und natürlich ist auch nicht zu vernachlässigen, dass man viel weniger abstauben muss und weniger Zeit mit der Suche nach Dingen, die man wahrscheinlich eh nicht braucht, vertut.
Fürs Aufräumen und Ausmisten gibt es auch jede Menge professionelle Ratgeber und Methoden, die hilfreich sein können, einige davon sind:
- Die KonMarie-Methode
- Die Korb-Methode
- Die Kistenmethode oder
- Das Minimalismus-Spiel
Es muss nicht alles weg – Upcycling ist die Lösung
Allerdings funktioniert keine noch so kluge Methode, wenn die innere Einstellung nicht stimmt. Und wenn in der Familie nicht alle an einem Strang ziehen. Das ist wichtig, um sich von Überflüssigem auch ernsthaft trennen zu können.
Übrigens wird es immer Stücke geben, die man nicht braucht, von denen man sich aber einfach nicht trennen kann oder will, weil sie eine emotionale Bedeutung haben. Das ist auch in Ordnung, sollte aber nicht als Generalausrede herhalten.
Manchen Lieblingsstücken kann man sogar neues Leben einhauchen, selbst wenn sie schon angeschlagen sind. Das funktioniert nicht nur bei Kleidung, sondern auch bei Geschirr.
Diese spezielle Upcycling-Methode stammt aus dem 15ten Jahrhundert, kommt aus Japan, heißt Kintsugi und verleiht alten Stücken neuen Glanz und eine neue Bedeutung.
Das ist ja der Clou am Upcycling, die Dinge sind wie neu, aber besser. Einfach weil schon unbezahlbare Erinnerungen drinnen stecken.
[…] Darf es ein bisschen weniger sein? […]