Gesundheit & Entwicklung
Kommentare 1

„Ich lerne erst jetzt so richtig, damit zu leben“ – Justina kämpfte sich nach ihrer Meningokokken-Erkrankung zurück in den Alltag

Meningokokken-Sepsis
Interview, München, Februar 2021

Im Jahr 2017 erlitt Justina eine seltene, aber lebensbedrohliche Meningokokken-Sepsis, die die Amputation ihrer beiden Beine und ihrer Fingerkuppen zur Folge hatte. Heute lebt die 23-Jährige nahezu selbstständig in ihrer eigenen Wohnung in Köln und studiert im fünften Semester Psychologie.

Vor zwei Jahren hat sie bereits über ihre Erlebnisse berichtet. Im Interview erzählt sie nun, was sich seitdem verändert hat. Noch immer ist der Umgang mit ihren Prothesen ein Lernprozess für die junge Frau und stellt sie in ihrem Alltag immer vor neue Herausforderungen. Aber aufgeben ist für Justina keine Option, ganz nach dem Motto: „Manchmal muss man den steinigeren Weg gehen, um zu merken, was man alles schaffen kann!“

Justina, wie hat sich dein Leben in den letzten zwei Jahren entwickelt?

Ehrlich gesagt merke ich erst jetzt, was es wirklich heißt, mit Bein-Prothesen zu leben und ich lerne noch immer dazu. Die Prothesen erleichtern natürlich vieles, aber es ist auch Arbeit, mit ihnen zurechtzukommen.

Es sind dann oft kleine Erfolge, die mich bestärken. Ich kann beispielsweise inzwischen freihändig Treppensteigen. Das motiviert mich, nie aufzugeben. Außerdem stehen mir meine Familie und meine Freunde immer zur Seite und greifen mir unter die Arme, sollte ich etwas nicht allein schaffen.

Wie sieht dein Alltag aus?

Ich lebe nahezu selbstständig in meinem Appartement. Das ist toll! Einmal die Woche erhalte ich durch eine Haushaltshilfe Unterstützung.

Ansonsten bin ich eigenständig und plane einfach für alles etwas mehr Zeit ein. Ich schaue immer nach dem kürzesten Weg und überlege mir, wie ich Dinge alleine hinbekommen kann. Und wenn mir mal etwas herunterfällt, das ich nicht selbst aufheben kann, dann bleibt das eben liegen, bis der nächste Besuch kommt.

Hast du das Gefühl, die Wahrnehmung für Meningokokken-Erkrankungen hat sich in den letzten Jahren verändert?

Inzwischen haben auf jeden Fall viel mehr Menschen von Meningokokken-Sepsis gehört. Das war kurz nach meiner Erkrankung im Jahre 2017 noch nicht so. Vor allem jüngere Mütter sind für das Thema sensibilisierter und sagen mir immer öfter, dass sie ihre Kinder mit Impfungen gegen Meningokokken schützen lassen.

Aber auch das ist weiterhin ein Prozess, bei dem noch Luft nach oben ist. Der Bedarf nach Aufklärung ist nach wie vor da, aber ich freue mich, dass sich das Interesse und die Wahrnehmung der Menschen spürbar ändern.

Hast du inzwischen andere Menschen mit Meningokokken-Erkrankungen kennengelernt?

Bei Social Media sehe ich, dass die Awareness für Meningokokken-Erkrankungen präsenter wird. Dort habe ich auch andere Betroffene gefunden und tausche mich mit ihnen aus.

Zwar hat jeder seine individuelle Erfahrung mit Meningokokken-Erkrankungen gemacht, aber dennoch können wir unsere Geschichten gut nachvollziehen und es ist spannend und bereichernd für uns, darüber zu sprechen.

Wie ist die Corona-Situation für dich? Hast du etwas, worauf du dich freust, wenn sich die Lage wieder etwas entspannt hat?

Dadurch, dass alle Uni-Kurse online stattfinden, lebe, lerne, esse und schlafe ich momentan in meinem kleinen Appartement. Da fehlt mir schon ab und zu der Ausgleich.

Ich versuche, mich mit Spaziergängen oder Malen zu beschäftigen, würde aber gerne auch mal wieder zum Sport gehen. Durch meine Sportprothesen kann ich zum Beispiel Leichtathletik machen. Auch das Tanzen und Ausgehen fehlt mir, aber irgendwann werden wir das alle wieder können.

Im Grunde kenne ich diese Situation. Nach meiner Meningokokken-Erkrankung war ich sehr lange eingeschränkt, musste ausharren und hoffen, dass es wieder besser wird. In einem ähnlichen Zustand sind wir jetzt eben alle zusammen.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Ich wünsche mir – wie wahrscheinlich sehr viele Menschen gerade – endlich wieder Reisen, Freunde treffen und auf Konzerte und Festivals gehen zu können. Außerdem möchte ich mein Studium beenden und die Welt entdecken und viel Neues erleben.

In Bezug auf Meningokokken ist es weiterhin mein Ziel, Menschen über diese Erkrankung aufzuklären und für Behinderungen jeder Art zu sensibilisieren.

Drei mögliche Impfungen gegen Meningokokken

Für einen umfassenden Schutz gegen Meningokokken-Erkrankungen gibt es mehrere Impfungen. Neben der standardmäßig empfohlenen Impfung gegen Meningokokken C stehen in Deutschland zwei zusätzlich mögliche Impfungen zur Verfügung: gegen Gruppe B sowie gegen die Gruppen A, C, W und Y in Kombination.

Mehr Infos über Meningokokken-Erkrankungen findet ihr hier:

Meningokokken-Infektionen: Das solltest du darüber wissen!

oder unter

www.meningitis-bewegt.de
Meningokokken-Sepsis

Pin it!

Text und Foto wurde uns zur Verfügung gestellt von Borchert & Schrader PR GmbH

1 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wenn Du wissen möchtest, welche Daten wir beim Hinterlassen eines Kommentars speichern, schau bitte in unsere Datenschutzerklärung.