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Die Einschlaf-Frage: Hart bleiben oder nachgeben?

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Schreien lassen oder ins Bett holen? Eine Frage, die Eltern spaltet. Eigentlich ist es ganz einfach.

Der Vergleich zwischen einem Hund und einem Baby mag hinken, sehr anschaulich ist er trotzdem. Bei Hunden gibt es ein ganz einfaches Lebensprinzip: Wenn gerade nicht …

  • eine Gassi-Runde oder besser noch ein ausgedehnter Spaziergang auf dem Programm stehen
  • das Fressen im Napf ist oder der Magen schon auf halb acht hängt
  • dem Briefträger Angst eingejagt werden muss
  • Bälle durch die Luft fliegen
  • sonst irgendwas ansteht oder die Welt verteidigt werden muss

… dann legt sich der Hund schlafen und schläft.

Babys sind noch Babys

Beim Baby ist es etwas komplizierter. Dafür gibt es zwei entscheidende Gründe:

  1. Das Baby ist noch ein Baby.
  2. Eltern haben oft eine feste Vorstellung davon, wann ihre Babys und oder Kleinkinder schlafen sollen.

Kinder und ihre Schlafgewohnheiten – hier vor allem Einschlafgewohnheiten – sind meistens der erste Punkt, der die unbändige Freude über den frischen Nachwuchs etwas eintrübt.

Das weiß ich nicht nur aus eigener Erfahrung (Punkt 2 war beim Windelwechseln ins Gesicht gepinkelt zu werden), es erklärt auch den Umstand, dass Anette Kast-Zahn von ihrem Ratgeber „Jedes Kind kann schlafen lernen*“ in Deutschland mehr als eine Million Exemplare abgesetzt hat.

Kinder lernen, sich gegen die Eltern durchzusetzen

Schwarzweiß gezeichnet gibt es zum Thema Einschlafen zwei unterschiedliche „Lehrmeinungen“:

  1. Hart bleiben
  2. Nachgeben

Die Hardliner-Fraktion argumentiert gerne mit dem Hinweis, dass das Kind beim Nachgeben sehr früh lernt, wie es sich gegen seine Eltern durchsetzen kann und es darüber hinaus in seiner „Selbstständigkeitsentwicklung“ gehemmt wird. Das ging so weit, dass der Schlaf- oder Haltegurt bin in die 60er Jahre hinein als geeignet galt, allzu lebhafte Kinder zum Stillhalten zu bewegen. In der Psychiatrie spricht man von „Fixierung“ – in diesem Fall ohne vorherige Sedierung. Heute erinnert so ein Vorgehen an den Filmklassiker „Einer flog über das Kuckucksnest“ mit Jack Nicholson.

Mehr als drei Stunden trösten und die Nerven behalten

Die etwas moderne Variante sieht vor, die Abstände zwischen dem Trösten sukzessiv zu vergrößern: Erst drei Minuten, dann sechs, zwölf und so weiter. Das klingt erst einmal einleuchtend. Irgendwann wird das das Baby schon merken, dass es müde ist.

Konsequent zu Ende gedacht bedeutet das im Ernstfall, dass es bei der sechsten Eltern-Intervention bereits 21:09 Uhr ist – plus Zeitaufwand fürs Trösten, wenn das Baby um 18 Uhr ins Bett gelegt wurde. Das steht nur durch, wer entweder Nerven aus Stahl oder ein Herz aus Stein hat.

Warum schreit das Baby?

Dabei könnte bei der Diskussion „Nachgeben oder hart bleiben?“ eine Frage im Vordergrund stehen: Warum schreit das Baby / Kleinkind? Denkbare Antworten:

  • Es hat Hunger.
  • Es will nicht schlafen.
  • Es ist nicht müde.
  • Es fühlt sich unwohl.
  • Es will seine Eltern ärgern.

Den ersten und den letzten Punkt dürften aufgeklärte Eltern für sich ausschließen. Wenn (Antwort 3) ein Kind nicht müde ist, ist das halt so. Ich kann auch nicht schlafen, wenn ich nicht müde bin.

Am interessantesten sind die Fragen, warum es nicht schlafen will (obwohl es müde sein müsste) oder warum es sich unwohl fühlt – und sich vielleicht deswegen mit allen Kräften gegen das Einschlafen wehrt.

Wer sich nicht verteidigen kann, braucht Schutz

Da kommen wir wieder auf den Hund. Der ist vielleicht nicht schlau (außer dem eigenen Hund natürlich), aber er merkt immerhin, dass im Haus alles nach Plan läuft, und er weiß aus Erfahrung, dass er regelmäßig was zu fressen bekommt. Sollte er attackiert werden, hat er zur Not Zähne. Also kann er sich entspannte in die Ecke hauen.

Ein Baby kann sich nicht einmal eine Fliege aus dem Gesicht schlagen. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes schutzlos. Das merkt ein Baby und setzt seine einzige Waffe ein: laut und andauernd schreien. Wäre es anders, hätte uns die Evolution längst aussortiert.

Elternarme geben Sicherheit

Zum Wohlfühlen gehören nicht nur altersgerechte Kinderbetten und ein perfekt ausgestattetes Kinderzimmer. Das angeborene Sicherheitsbedürfnis wiegt noch mehr, und die von der Natur vorgesehene Lösung – liebevolle Elternarme – wirkt fast immer verlässlich bei Einschlafproblemen.

Kinder, die früh die Erfahrung machen, allein gelassen zu werden, können das abspeichern. Dann muss unter Umständen später ein Psychologe übernehmen.

Wer befürchtet, das Kind wolle dann künftig immer mit ins Elternbett, kann beruhigt sein, das hört irgendwann auf. Eine Einschränkung der „Bewegungsfreiheit“ im Bett ist das Kind natürlich schon, aber das hätte man sich eher überlegen müssen.

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