Gastbeitrag von Steffi Meyer
In und vor meiner ersten Schwangerschaft haben mein Partner und ich viel und intensiv darüber nachgedacht wie wir unsere Kinder erziehen und aufwachsen lassen möchten.
Neben vielen nicht weniger wichtigen Punkten gab es zwei Faktoren, die uns von Anfang an klar waren:
Wir möchten, dass unsere Kinder als selbstbewusste, Sinn erfüllte Menschen durch das Leben gehen und keinen Zweifel daran haben, bei uns als ihre Eltern immer einen schützenden Hafen zu finden, egal was passiert!
Ich glaube das Ziel teilt der überwiegende Teil der Eltern mit uns.
Aber was bedeutet das für uns konkret?
Vorleben ist das zentrale Stichwort!
Uns ist es wichtig, dass die Kinder erleben, dass wir eine Aufgabe (neben dem Mama und Papa sein) haben, die uns erfüllt, die sinnstiftend und wichtig für uns ist.
Aber was heißt das für unsere Kinder?
Für unsere Kinder bedeutet das, dass der Alltag manchmal anstrengend und wahrscheinlich noch etwas anstrengender ist, als wenn nur ein Partner von uns arbeiten würde. Das bedeutet natürlich auch, dass die Zeit die wir gemeinsam verbringen kürzer ist, als wenn nur einer von uns beruflich tätig wäre. Das bedeutet sicher auch, dass es bei uns manchmal chaotischer zugeht als in anderen Familien…
Ich könnte die Liste weiter fortführen, aber ich glaube ihr wisst wovon ich rede.
Am Ende steht für mich die Frage: Ist der Weg den wir gehen der richtige?
Und dann schaue ich auf mich, überlege wer ich bin und was mich in der Kindheit zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin.
Ich bin heute eine selbstbewusste und absolut Sinn erfüllte Frau, die ihr Leben liebt und gerne ihrer Berufung nachgeht. Ich liebe es Mutter zu sein und Zeit mit den Kindern zu verbringen.
Wie war es in meiner Kindheit? Warum bin ich heute die, die ich bin?
Ich schätze meine Eltern hatten ein ähnliches Erziehungsziel wie wir heute.
Sie arbeiteten beide, meine Mutter in Teilzeit, mein Vater als Selbstständiger in Vollzeit und den Großteil meiner Kindheit in einer anderen Stadt.
Das bedeutete, dass meine kleine Schwester und ich, wie heute auch unsere Kinder, bis nachmittags in der Betreuung waren.
Für uns war das keine Strafe, kein Gefühl der Vernachlässigung, sondern schön – ein bisschen wie ein zweites zu Hause mit vielen Kindern. Wir waren immer mit unseren Freunden zusammen, hatten viel Spaß und fühlten uns gleichzeitig geborgen, wenn wir es brauchten.
Wenn ich von meiner Kindheit erzähle, kommt an dieser Stelle oft die Frage: Und deine Eltern? Haben sie dir denn gar nicht gefehlt?
Nun ja, es ist ja nicht so, dass mich abends keiner ins Bett gebracht hätte und keine elterliche Fürsorge bekommen habe. Meine Erinnerung spiegelt genau das Gegenteil wider:
Die Zeit die wir zusammen hatten war immer unglaublich intensiv.
Wenn meine Eltern da waren, dann waren sie so richtig da und haben nicht noch parallel geputzt, Wäsche gemacht oder telefoniert. Wir haben zusammen gespielt, getobt, erlebt, gebaut, erzählt, gelacht…
Bei uns ist nie das Buch vor dem Einschlafen ausgefallen, wir sind jeden Samstag mit dem Fahrrad zum Markt gefahren und haben spielerisch das schönste Obst und Gemüse gesucht, wir haben jeden Sonntag die Sachen gepackt und sind mit Papa schwimmen gegangen. Meine Eltern haben nie ein Volleyballspiel von meiner Schwester und mir verpasst.
In meiner Erinnerung waren sie immer da.
Ich weiß gar nicht wie ich das genau beschreiben soll, aber es gibt für mich keine Erinnerung an einen Moment wo sie nicht da waren.
Es existiert kein Gefühl von ihr wart zu wenig für uns da, habt nur gearbeitet.
Es gibt keine Erinnerung daran, dass es schmerzlich war unseren Vater nur am Wochenende zu sehen. Es gibt nur die Erinnerung was er für tolle Sachen mit uns gemacht hat.
Ist das nicht irre? Wie kann das sein? Ich weiß, dass sie weniger da waren als andere Eltern.
Für mich gibt es darauf nur eine Antwort: Es war die Qualität der Zeit die wir hatten und nicht die Quantität!
Zurück ins heute
Natürlich flackert in meinem Mutterherz immer mal wieder die Unsicherheit auf, ob das alles so richtig ist, was wir machen.
Und dann denke ich an meine Kindheit zurück und frage mich, ob mir etwas an unserem Familienleben gefehlt hat. Es ist ein klares Nein!
Ganz im Gegenteil, mich hat das los lassen meiner Eltern stark und selbstbewusst gemacht, ihr Lebensstil hat mich gelehrt, dass jeder in der Familie auf seinen Sinn achten muss um glücklich zu sein und dass die gemeinsame Zeit dennoch ein gut zu behütender Schatz ist.
Und unsere Kinder?
Jeden Abend lesen wir vor dem Einschlafen zusammen ein Buch. Dann frage ich unseren Sohn, was das Beste an seinem Tag war. Wenn er dann mit leuchtenden Augen von den Abenteuern in der Kita erzählt, dann weiß ich, dass wir das richtige tun.
Die Autorin
Steffi ist Mutter von zwei Kindern und schreibt auf Ihrem Baby-Blog Lalemie über alles was Mütter zu Ihren Babys interessiert. Dabei gibt sie Einblicke in ihre persönliche Erfahrungswelt und zeigt ihre Perspektive auf Themen wie z.B. Babypflege.
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